Auch im Bauwesen ergeben sich durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten. Baumaßnahmen werden zunehmend komplexer und die Anforderungen an die Planungsphasen steigen. „Gut vorbedacht – schon halb gemacht“ – so ein Sprichwort im Volksmund – klingt herausfordernder denn je. Tatsächlich ist es gelungen, die in Planung befindlichen Gebäude durch die Möglichkeiten der Digitalisierung als „digitalen Zwilling“ vollständig vorab als digitales Modell zu konzipieren und darzustellen. Dieses „Building Information Modeling“ (kurz BIM) ist eine im Hochbau recht neue, EDV-gestützte Methode zur Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden. So entsteht im Computer gleich von Anfang an eine sehr realistische, leicht vermittelbare Darstellung des geplanten Gebäudes.
Das Gebäudemodell wird mit Hilfe der Software digital erstellt und vollständig räumlich erlebbar. Fachplanerische Komponenten und dreidimensionale Abmessungen ermöglichen ein sehr detailgetreues Ergebnis. Angereichert mit weiteren Informationen zu Bauteilen mit Qualitätsangaben kann BIM dann Leistungsbeschreibungen generieren und fundierte Berechnungen für Bauabläufe und Terminplanungen ermitteln.
Mit einem angeschlossenen Kalkulationsprogramm können die für die Herstellung der jeweiligen Bauteile erforderlichen Baukosten ermittelt werden. Hiermit wird es möglich – begleitend zu jedem Planungsstand – die Baukosten exakt zu ermitteln und ggf. kostensteuernde Entscheidungen zu treffen. Die ausgewiesenen Baukosten basieren nicht mehr auf einer Kostenberechnung, sondern besitzen bereits – auf der Grundlage von sämtlichen ausgepreisten Leistungsverzeichnissen – den Schärfegrad eines Kostenanschlags. In einer weiteren Auswertung der Daten des Gebäudemodells können auch die zu erwartenden Lebenszykluskosten bereits in einem frühen Planungsstadium abgerufen werden.
Ein positives Beispiel für diese Vorgehensweise ist der Neubau des US-Klinikums in Weilerbach. „Für den Bund hat unsere rheinland-pfälzische Bauverwaltung erstmals eine Baumaßnahme vollständig nach den Vorgaben des BIM-Bau-Prozesses durchgeführt. Die Baukosten dieser großen Baumaßnahme betragen rund 990 Mio. Dollar, die der US-Kongress dafür bereit gestellt hat. Die bisherigen Erfahrungen mit der BIM-Methode sind sehr positiv“, sagte Staatssekretär Dr. Weinberg.
Hintergrundinformationen
Das am 28.04.2016 auf Initiative der Ingenieurkammer gegründete BIM-Cluster-Rheinland-Pfalz hat sich zum Ziel gesetzt, alle am Bau Beteiligten zum Informationsaustausch über BIM zusammenzubringen, sich zu vernetzen und bei der Einführung und Anwendung gegenseitig zu unterstützen. Darüber hinaus soll, gemeinsam mit regionalen Partnern an der Weiterentwicklung, Förderung und Standardisierung des BIM-Bau-Prozesses gearbeitet werden.
Schwerpunktthema des „2. BIM-Symposiums“ des BIM-Clusters Rheinland-Pfalz ist die Implementierung der Vermittlung der Kenntnisse des BIM-Bau-Prozesses in die Lehrpläne für das Aus- und Fortbildungsangebot an den Hochschulen in Rheinland-Pfalz.